Sie machen mobil: Sprecherin Doris Hoffmann, Bad Hersfeld, und Sprecher Martin Püschel, Schenklengsfeld, vor dem Gewerbegebiet in Friedewald. © Bodenschutz Waldhessen/ Doris Hoffmann

Bündnis will Flächenverbrauch im Kreis Hersfeld Rotenburg stoppen

Das Bündnis „Bodenschutz Waldhessen“ wurde am 06.12.2021 gegründet. Es ist seit April 2024 in die Klima-Initiative integriert. Das Bündnis will den fortschreitenden Flächenverbrauch im Kreis Hersfeld-Rotenburg stoppen.

Bad Hersfeld – Die Aktivisten sehen in der Versiegelung und Umwandlung von land- und forstwirtschaftlichen Flächen einen oft unterschätzten Auslöser für die Klimakrise. Zudem werde dadurch die Artenzerstörung vorangetrieben, heißt es in einer Mitteilung des neuen Bündnisses.

„Immer mehr Gemeinden weisen neue Gewerbe- und Baugebiete aus, in der Hoffnung, damit ihre Haushaltskassen zu sanieren. Klima- und Artenschutz sowie der Schutz vor Klimafolgen wie Überschwemmungen und Dürre werden dabei oft ausgeblendet“, kritisieren Doris Hoffmann aus Bad Hersfeld und Martin Püschel aus Schenklengsfeld, die das Sprecherteam des neuen Bündnisses bilden. Auch die Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung tauchten in der Kosten-Nutzen-Rechnung nicht auf, heißt es in der Mitteilung.

Dagegen wolle man nun mit dem überparteiliches Bündnis Widerstand leisten und zugleich für den Schutz des Bodens eintreten, Zugleich fordert das Bündnis, dass die wirtschaftliche Entwicklung der Region vom Bodenverbrauch entkoppelt wird. Vielmehr wolle man sich für eine „kluge Innenentwicklung, die vorrangige Nutzung vorhandener Industriebrachen, ein neues Mobilitätskonzept und den kreisweiten Stopp der Flächenentwicklungen im Außenbereich“ einsetzen. Das Bündnis beruft sich dabei auf die Hessische Nachhaltigkeitsstrategie und den Landesentwicklungsplan.

Hier gilt der Grundsatz, dass der Flächenverbrauch in Hessen bis 2023 auf maximal 2,5 ha pro Tag gesenkt werden sollte. Grundsätzliches Ziel müsse eine Vermeidungsstrategie sein: Entsiegelung bei Neuversiegelung. Nachhaltig ist nur eine Flächenversiegelung von „Netto-Null“.

„Jede Projektentwicklung im öffentlichen Raum muss zukunftsfähig sein. Deshalb müssen alle Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigt werden: Die ökonomischen, ökologischen und sozialen Auswirkungen und deren Folgen müssen konsequent bedacht werden“, so Doris Hoffmann und Martin Püschel. „Wir haben uns entschieden, überparteilich an diesem wichtigen Thema zusammen zu arbeiten, um uns für eine Entkoppelung der wirtschaftlichen Entwicklung vom Bodenverbrauch einzusetzen.“ Ein „Weiter so…“ beim Flächenverbrauch hätte für uns alle fatale Folgen.

Wir setzen uns ein für eine positive, zukunftsfähige Entwicklung unserer Region und den Erhalt unserer Lebensgrundlagen. Dazu gehören eine unverbaute Landschaft, der Erhalt und die Förderung der biologischen Vielfalt, eine intakte Umwelt und eine Standortentwicklung, die auf die Bedürfnisse und das Wohlergehen der Bewohner unserer Region abgestimmt ist.

Eine besondere Rolle spielt dabei der Bodenschutz, insbesondere der Schutz und die Erhaltung von Acker-, Wald- und Grünflächen. Denn von einer hauchdünnen Schicht belebtem Boden hängt das gesamte Leben an Land ab – unsere Ernährung, der CO2-Kreislauf, der Wasserkreislauf und die Artenvielfalt. Deshalb wollen wir der um sich greifenden Versiegelung von Flächen entgegenwirken.
Unsere Ziele: Bodenschutz ist

  • Klimaschutz
    Ohne belebten Boden keine Pflanzen, ohne Pflanzen keine Photosynthese. Keine CO2-Einsparung nützt etwas, wenn gleichzeitig unsere wichtigste CO2-Senke immer weiter reduziert wird
  • Klimafolgenschutz
    Die Vegetation mildert Hitzeentwicklung, leitet Niederschläge in den Grundwasserkörper und beugt Hochwassergefahren vor
  • Artenschutz
    Mit jedem Quadratmeter versiegelte Fläche reduziert sich der Lebensraum für alle unsere heimischen Tier- und Pflanzenarten
  • Menschenschutz
    Jede neue Bebauung im Außenbereich erhöht die Lärm- und Schadstoffbelastung. Landwirtschaftliche Fläche, auf der unsere Nahrung erzeugt wird, und Naherholungsraum gehen verloren
  • Wasserschutz
    Versiegelte Fläche kann kein Niederschlagswasser aufnehmen, die Gefahr von Überschwemmungen steigt und der Grundwasserspiegel sinkt
  • Waldschutz
    Unsere Wälder sind massiv in Gefahr. Die Aufforstung der durch Sturm, Dürre und Schädlinge verwüsteten Flächen ist eine Mammutaufgabe, und es ist fraglich, ob sie gelingt. Wir können uns keine weitere Abholzung für kurzfristige mögliche Gewinne mehr leisten

Trotz der vielen negativen Auswirkungen nimmt in unserem Landkreis die Begehrlichkeit nach neuen Siedlungs- und Gewerbeflächen in den Städten und Gemeinden erheblich zu.

Darum fordern wir:

  • Wirtschaftliche Entwicklung muss vom Bodenverbrauch entkoppelt werden
  • Keine weiteren Flächenausweisungen im Außenbereich
  • Kluge Innenentwicklung
  • Vorrangige Nutzung vorhandener Industriebrachen
  • „Netto-Null“ als grundsätzliches Ziel:  Gleich hohe Entsiegelung bei Neuversiegelung
  • Kluge Quartiersentwicklung: Sanierung und Aufstockung statt Neubau
  • Rückbauverpflichtung bei allen neuen Bauprojekten

Der Flächenverbrauch im Kreis Hersfeld-Rotenburg steht unter unserer besonderen Beobachtung.

In den folgenden Orten befinden sich Logistikzentren, denen wir eine besondere Aufmerksamkeit widmen:

Bitte helfen Sie uns bei dem Bemühen, dem weiteren Flächenfraß entgegenzuwirken!

Eindrucksvoll schildert die Dokumentation des hr-Fernsehens UNSER LAND – mit Füßen getreten, wie der Raubbau an unserer Natur weitergeht

28.11.2024