In den Medien, angeheizt von denselben Politikern, die in der Vergangenheit jegliche nachhaltigen Entwicklungen wie Windkraft, Photovoltaik (PV) und Elektro-Autos mit Kosten-Argumenten totreden wollten, ist eine unseelige Presse-Kampagne für Wasserstoff logetreten worden.

Auch in der Berichterstattung der HZ zur kommunalen Wärmeplanung vom 18.07.2023 will der Rotenburger Bürgermeister aus Überschussstrom aus Wind und PV Wasserstoff gewinnen, um ihn für städtische Fahrzeuge und private Verbraucher – etwa für PKW’s mit Wasserstoff-Antrieb oder für Heizungen? – zu nutzen.

Die Klima-Initiative hält es für geboten, hier im Sinne der Wissenschaft mit vielen unsinnigen Vorstössen aufzuräumen.

Wasserstoff kommt als Element in der Natur quasi nicht allein vor. Er muss aufwändig technisch erzeugt werden. Für Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung ist „Wasserstoff der Champagner unter den Energieträgern“. Wenn wir von Wasserstoff-Erzeugung reden, dann bitte nur von ‚grünem‘ Wasserstoff, der aus 100 % erneuerbarem Strom hergestellt wird. Jegliche andere Produktion auf fossiler Basis ist blanker Unsinn.

Der CO2-freie Strom wird zunächst Mangelware bleiben. Wir brauchen ihn in Deutschland neben dem bisherigen Bedarf für die effiziente Nutzung in E-Autos und Wärmepumpen. Überschussstrom gabs in Deutschland in der Vergangenheit lediglich zu 3 %. Mit diesen relativ geringen Strommengen wird kaum ein Investor Elektrolyseure betreiben wollen, um damit Wasserstoff für Heizungen und PKW’s zu erzeugen.

Wasserstoff hat nur 30 % der Energiedichte von Erdgas. Um ein Erdgas-Heizungsnetz zu einem Stichtag von Erdgas auf Wasserstoff umzustellen, müsste nicht nur das Leitungsnetz für die 3-fache Wasserstoffmenge ertüchtigt, sondern auch alle Erdgas-Heizungen von Heizungsbauern umgestellt werden – eine Aufgabe, die i.d.R. Jahre dauert.

Um 1 kWh Wasserstoff zum Verbrennen – Heizung oder PKW – verfügbar zu haben, benötigt man bei der Elektrolyse 3 kWh Strom. Hingegen erzeugt eine Luft-Wasser-Wärmepumpe aus 1 kWh Strom 3 kWh Wärme. Energetisch ist somit eine Wärmepumpe der Wasserstoff-Heizung um den Faktor 9 überlegen. Diese für die genannten Wasserstoff-Verbrennung benötigten Strommengen werden wir kaum verfügbar haben.

Wasserstoff ist ein knappes Gut und wird das auch bleiben. Der Wasserstoff-Einsatz muss auf Anwendungen begrenzt werden, die ein hohes CO2-Minderungspotential aufweisen und wo eine direkte Elektrifizierung nicht möglich ist:

  • Langzeitspeicherung von Überschussstrom bei Dunkelflaute
  • Produktion Stahl
  • Nutzung in weiteren Industrieprozessen
  • Flug- + Schiffsverkehr

Alle hier gemachten Aussagen kann man nachlesen im Buch von Volker Quaschning ‚Energierevolution jetzt!‘, ISBN 978-3-446-27301-6. Auch der Quaschning-Podcast https://dasisteinegutefrage.de/waermepumpe beleuchtet das Thema auasführlich.

Die Deutsche Umwelthilfe bietet unter https://www.duh.de/suche/?tx_kesearch_pi1%5Bsword%5D=wasserstoff ausführliche Bewertungen zur Wasserstoffnutzung an.

Der WWF stellt unter https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Klima/WWF-hintergrundpapier-forderungen-zu-wasserstoff.pdf Forderungen zur sinnvollen Wasserstoffnutzung auf.

19.11.2023